Sonntag, 11. Juni 2017

Aber was kann man wirklich machen, frage ich mich heute, während die Menschen in die Kirche der Catholic Mission in Maikona strömen, wo wir wieder sehr einfach übernachtet haben! An alternative Arbeitsplätze ist bei diesen Straßenverhältnissen nicht zu denken, wird mir bewusst, sobald wir wieder über dieses Geröll fahren, das man eigentlich gar nicht Straße nennen kann. Außerdem wären sie notwendigerweise mit der Verarbeitung der Tiere verbunden, die es aber gerade in Krisenzeiten nicht gibt. Ein deutscher Malteser Mitarbeiter meinte, das einzig vernünftige wäre die Herden zu reduzieren, eine Familie kann auch mit 60 Stück Vieh überleben, es macht wenig Sinn, 600 zu haben, wenn es dafür kein Wasser und dementsprechend wenig Weideflächen gibt. Die Malteser haben drei Schlachthöfe aufgemacht, um die mageren Tiere aufzukaufen und das Fleisch an Mittellose zu verteilen. Aber das funktioniert nicht, weil die Bauern die Tiere nicht verkaufen wollen und lieber warten, bis sie verhungern. Heißt das, man muss sie einfach mit Geld und Lebensmitteln unterstützen, wenn wieder eine Dürre ausbricht? Schließlich kommen ja auch unsere Bauern nicht ohne staatliche oder EU-Subventionen aus. Aber zuerst wird hier natürlich das Naheliegende versucht: Es werden Brunnen gegraben. 300 m tief sind sie und funktionieren immer noch. Bei der letzten Dürre vor 5 Jahren hat die österreichische Caritas einige graben lassen und sie haben sich als nachhaltige Investition erwiesen. Inzwischen werden sie nicht von Dieselgeneratoren betrieben, sondern mit Solarstrom. Das ist billiger und ökologisch sauberer. Leider ist das Wasser ziemlich salzig, sodass man es als Trinkwasser für Menschen noch aufbereiten muss. So eine Anlage haben wir uns in Turbi angesehen. Dort wird Regenwasser in einem sehr großen Oberflächenbecken eingefangen und dann mit dem gepumpten vermischt. Das ergibt trinkbares Wasser. Nur: Derzeit ist auch das Becken leer! Wir haben uns noch andere Auffangbecken mitten in der Wüste angesehen, da war noch Wasser drinnen, aber wir lange noch? Der nächste Regen ist für Oktober/November zu erwarten!

Neben dem Wasser ist es wohl am wichtigsten, in Bildung zu investieren. Die österreichische Caritas hat zusammen mit Pacida viel in eine große Schule mit angeschlossenem Heim in Burgabo investiert. Das Heim ist sehr wichtig, weil die Viehbauern nach wie vor Nomaden sind und die Kinder so eine Schule besuchen können, während die Eltern auf der Suche nach Weideflächen sind. Sie liegt an dem neuen Highway, hat derzeit noch keine Nachbarn, aber das kann sich ändern. Und vielleicht wird sich an der neuen Straßenverbindung, die Alexandria mit Johannesburg verbindet, auch Industrie ansiedeln. Dann wird man gut ausgebildete Mitarbeiter brauchen. Träume, Hoffnungen!? Die ersten drei Klassen sind jedenfalls bezogen. Die Kinder schauen ziemlich verschreckt drein, aber sie sehen wohl nicht so oft ausländische Gäste. Die Gründer habe viel mehr Schüler erwartet, aber durch das benötigte Schulgeld abgeschreckt, schicken die Bauern ihre Kinder nicht zur Schule. Aber auch die, die da sind, können derzeit nichts zahlen. Großes Augenmerk wurde bei der Errichtung auf eine autonome Energieversorgung gelegt, Wasser, Elektrizität, alles mit Solarstrom betrieben. Die Infrastruktur ist in Ordnung, es wurde nicht gespart, obwohl man so eine afrikanische Schule überhaupt nicht mit einer österreichischen vergleichen darf. Aber wer wird die noch ausstehenden Investitionen bezahlen? An die 200.000€ wird es noch brauchen. Und wer wird für die Erhaltung sorgen, die Eltern, mehrheitlich in ihrer Existenz gefährdete Viehbauern wohl auch nicht. Ratlosigkeit auch hier– aber sie wollen auf jeden Fall am Projekt festhalten.

Nach drei Tagen über Stock und Stein haben wir dann doch den Highway erreicht, eine Straße, die wir zu Hause als Selbstverständlichkeit täglich befahren. Was für eine Wohltat!