Montag, 12. Juni 2017

Wieder zurück in Marsabit. Ein Termin mit der Caritas oder dem Bischof geht sich nicht mehr aus. Das tut mir leid, ist auch nicht o.k. Ich hätte auch keine Freude, wenn ein Caritasdirektor mit einer anderen NGO in Kärnten verhandeln würde ohne mich darüber zu informieren. Im Pacida-Zentrum treffe ich einige Ausländer, auch zwei Deutsche, einer davon ist als Missionsbruder schon 40 Jahre in Kenia. Die anderen sind wohl von verschiedenen Organisationen entsandt worden, ein Zeichen, dass die Nothilfe anläuft. Die einen verteilen Geld, die anderen Nahrung, daneben versucht man auch nachhaltigere Projekte auf die Reihe zu bekommen. Wir telefonieren über Skype mit einer Mitarbeiterin in Wien, ob wir mit Pacida den Call zu ein EU-Programm einreichen sollten. Es geht um mindestens eine halbe Million Euro, insgesamt stehen zwei Millionen zur Verfügung. Ich bin ein bisschen skeptisch, weil die vorgeschlagenen Maßnahmen keine praktischen Projekte beinhalten, sondern Friedenserziehung und Emanzipation der Frauen, alles mittels vieler Gruppen und Gespräche. Ich vertraue mehr in praktische Maßnahmen, die unmittelbaren Nutzen stiften. Aber dann sehe ich wieder die jungen Männer vor mir, die unter den Bäumen liegen, kein Vieh auf die Weide treiben können und nicht wissen was sie tun sollen. Und die Mädchen, die wahrscheinlich mehr machen könnten als den ein paar Quadratmeter großen Wohnraum zu betreuen. Und ich höre immer wieder, dass auf Grund der Dürre Herden aus Äthiopien und dem Südsudan hereindrängen und es zu großen Konflikten zwischen den Hirten kommt. Pacida meint jedenfalls, sie möchten auf jeden Fall einreichen, dazu braucht es aber einen EU-Partner, der zwar nur 25.000€ beisteuern, aber den lead übernehmen muss. Ersteres würden wir ja gerade noch schaffen, zweiteres wird schwieriger. Schauen wir, ob wir uns überhaupt gegen wahrscheinlich viele andere Antragsteller durchsetzen können.

 

Nachdem ich mir noch schnell einen Sonnenbrand geholt habe, habe ich mich am Nachmittag mit einem Pacida-Auto auf den Weg nach Nairobi gemacht. Diesen Highway, der von Alexandria bis Johannesburg durch ganz Afrika führt, einmal zu befahren, das wäre schon ein wunderbar spannendes Abenteuer. Auf eine Safari braucht man nicht mehr zu gehen: Affen, Gazellen, Strauße, große Vögel, natürlich Kamele laufen einem auch so über die Straße. Aber noch spannender ist, wie die Kleidung der Frauen und Männer wechselt, der Schmuck sich verändert, aber zum Teil so wunderbar schön ist, wie er bei uns an Sonntagen nicht getragen wird. So bekommt man auch die Stammesgrenzen mit, die ziemlich genau mit den countie, also den Verwaltungsbezirken übereinstimmen. Die Gegend wurde immer grüner, aber es wurde immer dunkler und auf Grund der Betonhindernisse (ohne vorherige Warnung oder Reflektoren), die die Geschwindigkeit viel wirksamer regeln als Verkehrszeichen, ist es praktisch unmöglich, in der Nacht zu fahren. Und jetzt bin ich allein in einem Hotel - der Fahrer und sein Freund haben eine billigere Übernachtung gefunden. Ich wäre gerne mit ihnen gefahren, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich ihren Plan einfach si ablehnen darf, ich habe vor allem bei Raphael, der die letzten 4 Jahre in Afrika verbracht hat, gelernt, wie diplomatisch man sich hier verhalten muss. Kritik und Ablehnung haben im alltäglichen Verhalten keinen Platz.